Der lange Weg der Basler Zeitung

Die BaZ wurde schon wieder verkauft. Doch, was geschah in den letzten Jahren und wie kam es zu diesem Schritt? Eine kurze Rückblende:

8. Februar 2010: Die BaZ wird von der Familie Hagemann an den Tessiner Financier Tito Tettamanti und den Basler Medienanwalt Martin Wagner verkauft. Als nach ca. einem halben Jahr bekannt wird, dass Christoph Blocher mit seiner Firma Robinvest bei der Basler Zeitung ein Beratungsmandat besetzt, regt sich in Basel Widerstand. Organisiert wird dieser vom Komitee „Rettet Basel!„, welches es in kurzer Zeit schafft 19’000 Unterschriften gegen Christoph Blocher bei der BaZ und für eine unabhängige Zeitung zu sammeln. Während sich bei den Besitzverhältnissen der BaZ nicht viel ändert, beginnt dieses Komitee sich nach einer Alternative umzuschauen und führt eine Machbarkeitsstudie für eine neue Zeitung in Basel durch.
In dieser Zeit wurde Chefredaktor Matthias Geering durch Markus Somm ersetzt. Markus Somm war vorher co-Chefredaktor bei der Weltwoche und gilt als bürgerlich.

24. November 2010: Tito Tettamanti und Christoph Blocher geben bekannt, ihre Anteile der BaZ an den Flugunternehmer Moritz Suter zu verkaufen. Der Spuk scheint vorbei zu sein. Doch sehr bald kommen Stimmen auf die besagen, Moritz Suter hätte gar nicht das Kapital um die BaZ zu kaufen. Suter selber sagt in einem Interview mit der „NZZ am Sonntag“, er habe nur eine Million Franken für den Kauf aufgewendet. „Rettet Basel!“ fordert Transparenz über die Besitzverhältnisse und reicht beim Schweizer Presserat Beschwerde ein. Dieser gibt dem Komitee recht, jedoch kommuniziert die BaZ nichts dergleichen. Während dieser Zeit bestreitet Christoph Blocher mehrmals, direkt oder indirekt an der BaZ beteiligt zu sein.

Im Frühjahr 2011 werden die Pläne für eine neue Zeitung in Basel schliesslich konkreter und die Stiftung für Medienvielfalt wird gegründet. Sie wird die Tageswoche herausgeben. Bei der Tageswoche arbeiten auch verschiedene Ex-BaZ Journalisten. Darunter auch Co-Chefredaktor Urs Buess, der vorher bei der BaZ Vize-Chefredaktor war.
Seit dem 28. Oktober erscheint die Tageswoche tagesaktuell Online und jeweils am Freitag in gedruckter Form.
Als schliesslich Moritz Suter anfangs Dezember sagt, er wolle die Anteile der BaZ unter dem Volk verteilen und sie so zu einer „Volkszeitung“ machen, wird klar, dass ein Investor hinter Suter steht. Christoph Blocher gibt dann zu an der BaZ beteiligt zu sein.

12. Dezember 2011: Moritz Suter gibt bekannt seine Aktien an Rahel Blocher zurückzugeben. Die Rede ist von einer geheimen Klausel die zwischen Suter und Blocher bestand, die es Suter erlaubte seine Aktien an Rahel Blocher zurückzugeben. Von dieser Option machte er Gebrauch. Grund dafür seien Unstimmigkeiten zwischen ihm als Verleger und dem Investor (Blocher) gewesen. Diese seien derart gross geworden, dass er nicht mehr hinter „seiner“ BaZ stehen konnte.

14. Dezember 2011: Wenige Stunden nach der Bundesratswahl gibt Tito Tettamanti an einer Pressekonferenz in Zürich bekannt, dass die neu gegründete Holding für Medienvielfalt (nicht zu verwechseln mit der Stiftung für Medienvielfalt) die BaZ gekauft habe und der ehemalige Chefredaktor des Schweizer Fernsehens, Filippo Leutenegger, Verwaltungsratsprädsident der BaZ wird. Filippo Leutenegger hat vor einigen Jahren den Jean Frey Verlag Saniert. Dieser wurde zerschlagen und Teile an den Axel Springer Verlag verkauft. Im BaZ Verwaltungsrat sitzen neben Leutenegger noch  der Ex-Wirt der Kunsthalle Peter Wyss, der abgewählte FDP-Nationalrat Hans Rudolf Gysin, die Frau von Marcel Ospel Adriana Ospel, der SVP-Einwohnerrat aus Riehen Karl Schweizer sowie Immobilienverwalter Urs Gribi.
Christoph Blocher ist selbst nicht mehr an redaktionellen Inhalten beteiligt, übernimmt jedoch jegliche Kosten in unbestimmter Höhe, die bei der Sanierung der Druckerei anfallen. Markus Somm behält Amt des Chefredaktors. Damit dürfte auch klar sein, dass die BaZ auch in Zukunft ihren bürgerlichen Kurs verfolgen wird.

Und nun?
Filipo Leutenegger wird in der BaZ aufräumen und evtl. auch Leute entlassen.
Ob dieser Kurs die BaZ langfristig wieder erfolgreich macht, steht jedoch noch in den Sternen.

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Adieu BAZ

Die wirtschaftlichen schwierigen Zeiten wären für die Verleger und Betreiber der BAZ eigentlich schon genug Herausforderung im herbstlichen Blätter sterben. Mit der Meldung, dass die BAZ in der direkten Einflusszone von Christoph Blocher steht, ist aber auch das Innere des Stammes faul. Lässt sich BlocherTV auf einen Alleinunterhalter zugeschnitten betreiben, so ist das bei einem Printtitel wie BAZ sicher fragwürdig. Viele Leser haben das bereits mit Abonnentskündigungen quittiert. Wenigstens fällt jetzt diese Ungewissheit weg für was die BAZ steht. Das ist aber nicht unbedingt eine positive Nachricht sonder eher ein Schritt näher zum Grab.