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Medienmonitor zeigt Einfluss der Medien auf die Meinungsbildung

Biel/Bienne, 13.11.2018 – Das Bundesamt für Kommunikation (BAKOM) hat am 13. November 2018 erstmals den Medienmonitor Schweiz präsentiert. In Form einer interaktiven Website wird das Potenzial der verschiedenen Mediengattungen – Print, Radio, TV, Online – für die Meinungsbildung dargestellt. Die Untersuchung zeigt, dass das Fernsehen den grössten Einfluss auf die Meinungsbildung hat, vor der Presse, Radio und Onlinemedien. Der Medienmonitor Schweiz gibt ausserdem Auskunft über Besitzverhältnisse und unternehmerische Verflechtungen im Schweizer Medienmarkt.

Auf www.medienmonitor-schweiz.ch, der dreisprachigen Webseite des Medienmonitors Schweiz, kann das Meinungsbildungspotenzial für die gesamte Schweiz und verschiedene Regionen angezeigt werden. Ebenfalls ersichtlich sind die Besitz- und Beteiligungsverhältnisse der grossen Schweizer Medienunternehmen. Die Webseite umfasst auch einen wissenschaftlichen Bericht, der eine Gesamtinterpretation der zahlreichen Detailergebnisse enthält.

Wie die Ergebnisse für das Erhebungsjahr 2017 zeigen, dominiert das Fernsehen die Meinungsbildung vor allem in der lateinischen Schweiz: In der französischen Schweiz hat es die deutlich grössere Meinungsmacht als die Presse, deren Beeinflussungspotenzial in diesem Landesteil etwa gleich gross ist wie dasjenige des Radios. In der italienischen Schweiz ist die Führungsrolle des Fernsehens noch grösser. Hier liegt die Presse hinter dem Radio auf Platz drei der einflussreichsten meinungsbildenden Medien. Online-Angebote liegen nach den Untersuchungen der Studie in allen drei Landesteilen an letzter Stelle. Auch in der deutschen Schweiz hat das Fernsehen als Gattung insgesamt das grösste Beeinflussungspotenzial, Print ist in diesem Landesteil aber stärker als in den lateinischen Sprachregionen.

Diese Angaben beziehen sich auf die allgemeine Informationsnutzung. Sie wird breit verstanden und beinhaltet neben Politik auch Wirtschaft, Gesellschaft, Kultur und Sport. Über die punktuelle Informationsnutzung bei politischen Ereignissen, wie zum Beispiel vor und über Abstimmungen und Wahlen gibt der Medienmonitor keine Auskunft.

Das einflussreichste Medienunternehmen ist die SRG SSR, gefolgt von Tamedia. Die einflussreichsten Einzelmedien sind die Gratis-Pendlerzeitungen «20 Minuten / 20 minutes / 20 minuti», vor den Radio- und Fernsehprogrammen der SRG SSR. Je nach Alter variiert die Bedeutung der verschiedenen Mediengattungen. Während bei jüngeren Medienkonsumentinnen und

-konsumenten vor allem «20 Minuten» für die Meinungsbildung beigezogen wird, dominieren bei den ältesten Publikumsgruppen die Fernseh- und Radioprogramme der SRG SSR.

Der Medienmonitor Schweiz basiert auf Daten, die aus drei aufeinander abgestimmten Forschungsmodulen stammen. Im ersten Modul wurde die Rolle der verschiedenen Medien bei der individuellen Meinungsbildung der Schweizer Bevölkerung mittels einer Repräsentativbefragung erhoben. Im zweiten Modul werteten die Forscher Daten aus etablierten Studien der angewandten Medienforschung aus, um das Gewicht der verschiedenen Medien im Publikumsmarkt festzustellen. In einem dritten Modul wurden schliesslich anhand von Geschäftsberichten, Branchenstudien und laufender Marktbeobachtung die Besitz- und Beteiligungsverhältnisse im Schweizer Medienmarkt erhoben und in einer Datenbank dargestellt. Diese wird laufend aktualisiert.

Der Medienmonitor Schweiz ist Teil der BAKOM-Medienforschung, mit der insbesondere die Programmleistungen und die Publikumsakzeptanz der Schweizer Radio- und Fernsehstationen mit Leistungsauftrag untersucht werden. Der Medienmonitor Schweiz wurde vom BAKOM in einem offenen Verfahren nach WTO öffentlich ausgeschrieben. Für die ersten vier Untersuchungsjahre erhielt das Forschungsbüro Publicom AG in Kilchberg den Zuschlag.

Schweizer informieren sich hauptsächlich über das Internet

unizh88 von 100 Schweizerinnen und Schweizern nutzen 2015 das Internet – immer länger und bedeutend häufiger auch unterwegs. Das Internet ist nun die wichtigste Informationsquelle und viele Anwendungen sind tägliche Routine, doch steigen die Sorgen um die Privatsphäre im Netz. Darüber hinaus haben sich laut Selbsteinschätzung die Internetfähigkeiten, speziell von Frauen, verschlechtert. Dies zeigt eine Erhebung des Instituts für Publizistikwissenschaft und Medienforschung (IPMZ) der Universität Zürich.

«Das Schweizer Top-Ergebnis beim Internet-Zugang wird durch benachteiligte Bevölkerungsgruppen und steigende Sorgen um die Privatsphäre getrübt. Ein Internet-Zugang ist eben nicht alles», sagt Prof. Michael Latzer von der Abteilung Medienwandel & Innovation des IPMZ der Universität Zürich. Er hat mit seinem Team das «World Internet Project – Switzerland» nach 2011 und 2013 zum dritten Mal durchgeführt. Die repräsentative Umfrage ergab: 88 von 100 Schweizern nutzen das Internet, 5 weitere profitieren, weil sie Verwandten oder Freunde bitten, etwas für sie im Internet zu machen. Damit haben gerade 7 – meist solche mit niedrigem Bildungsgrad, geringem Einkommen und Erwerbslosigkeit – gar keinen Internet-Zugang.

Regionale Unterschiede sind in den letzten Jahren aufgrund höherer Zuwächse im Tessin weitgehend verschwunden. Ein starkes Wachstum zeigt sich bei der mobilen Internetnutzung: Sie hat sich vor allem dank Smartphones seit 2011 verdreifacht (63%). Spitzenreiter sind dabei die 14- bis 29-Jährigen: Über 90% von ihnen sind auch unterwegs online, so auf sozialen Netzwerken wie Facebook.

Frauen hinken bei Zugang, Nutzung und Fähigkeiten hinterher

In den letzten zwei Jahren hat sich erneut ein Gender-Gap aufgetan: Der Internet-Zugang ist bei Männern gestiegen, nicht aber bei Frauen. Letztere liegen auch bei der mobilen Nutzung hinten (58% vs. 67%) und verzeichnen eine geringe Nutzungsintensität. 22 von 100 Schweizerinnen sind weniger als 5 Stunden pro Woche online – doppelt so viele wie bei den Männern. Auch haben sich die Internet-Fähigkeiten der Frauen laut Selbsteinschätzung deutlicher verschlechtert als jene der Männer: 41% der Frauen (2013: 27%) stufen ihre Fähigkeiten mit schlecht oder ausreichend ein. Bei Männern ist dies nur rund ein Viertel. «Das ist problematisch, weil wir aus den Daten gleichzeitig sehen, dass schlechte Internet-Fähigkeiten damit korrespondieren, dass man sich weniger der Informationsgesellschaft zugehörig fühlt und auch weniger gut aktiven Daten(selbst)schutz betreibt», erklärt Prof. Michael Latzer.

Nutzungszeit verdoppelt, mobile Verwendung verdreifacht

Mit durchschnittlich 22 Stunden pro Woche bewegen sich Herr und Frau Schweizer mehr als doppelt so lange im Netz als noch im 2011. 72% der Internetnutzer sind auch unterwegs online – rund dreimal so viele wie noch 2011 (26%). E-Mails und Suchmaschinenanfragen werden am meisten genutzt und haben sich als tägliche Routine etabliert. E-Commerce ist zwar weit verbreitet, beispielsweise kaufen drei Viertel der Nutzer online ein, wird aber vergleichsweise selten genutzt. Das Chatten (71% der Nutzer) explodierte vor allem dank WhatsApp, wobei dort Junge weitaus aktiver sind. Der Anteil an Online-Spielern ist unter den wenig Gebildeten doppelt so hoch wie bei den Hochschulabsolventen. Insgesamt überwiegen nach wie vor die Informationszwecke gegenüber der Unterhaltung, wo Musikanwendungen (69%) und Fernsehnutzungen (zeitversetzt: 46%; live: 43%) besonders stark gewachsen sind.

Internet erstmals wichtigste Informationsquelle

Das Internet ist erstmals die wichtigste Informationsquelle der Schweizer Bevölkerung. Printmedien, Radio und Fernsehen liegen deutlich zurück. Knapp zwei Drittel der Bevölkerung halten die Hälfte der Internetinhalte für glaubwürdig, vor allem jene der SRG, von Kaufzeitungen und Behörden. Inhalte sozialer Online-Netzwerke geniessen vor allem bei Jüngeren nur geringes Vertrauen. Alle Informationsquellen, auch Webseiten, verzeichnen im Jahresvergleich einen Glaubwürdigkeitsverlust.

Service-Public-Auftrag auch in Zeiten des Internets wichtig

Zwei Drittel der Schweizer Bevölkerung stimmen der Aussage zu, dass ein Service-Public-Auftrag auch in Zeiten des Internet wichtig sei (67%). 38% stimmen dieser Aussage sogar stark zu. Im Tessin, bei höherem Alter, Einkommen und Bildungsgrad sowie bei Männern ist die Wertschätzung des Service Public höher. Weniger Zustimmung erfährt die Auftragserfüllung: 44% finden, dass die SRG diesen Auftrag sehr gut erfüllt, 13% stimmen stark zu. 20- bis 29-Jährige am wenigsten (8% starke Zustimmung) und Männer insgesamt mehr als Frauen.

Grosse Zweifel punkto digitaler Demokratisierung

Die politische Informationssuche im Netz (43% der Bevölkerung) steigt seit 2011 stärker als die Diskussionsbeteiligung (6%) oder digitale Protestaktivitäten (5%). Politische Debatten werden hingegen nach wie vor lieber ausschliesslich offline (67%) als online (7%) geführt. Die Skepsis gegenüber einer steigenden Demokratisierung durch das Internet verringert sich seit 2011, überwiegt jedoch insgesamt nach wie vor. Der stärkste positive Effekt des Internets wird weiterhin im besseren Verständnis der Politik vermutet (42% Zustimmung).

Skepsis bezüglich freier Meinungsäusserung steigt

Im Allgemeinen fühlen sich weniger Befragte wohl dabei, alles über Politik zu sagen, was sie denken (45%, -6 Prozentpunkte seit 2013). Auch im Netz nimmt die Skepsis bezüglich der freien Meinungsäusserung im Jahresvergleich zu. Deutlich mehr Leute als 2013 glauben, dass es im Internet nicht sicher ist, alles zu sagen, was man über Politik denkt (63%, +15 Prozentpunkte). Dennoch sprechen sich Internet-Nutzer im Jahr 2015 deutlich stärker dafür aus, dass man im Internet seine Regierung frei kritisieren (55%, +9 Prozentpunkte) darf. Freie Meinungsäusserung im Internet wird von den 20- bis 29-Jährigen am stärksten befürwortet.

Glaube an eigene Kontrollmöglichkeit sinkt und Sorgen um Datenschutz

Die Hälfte der Schweizer Bevölkerung ist besorgt, dass Unternehmen ihre Privatsphäre online verletzen. Die Besorgnis über Datenschutzverletzungen durch die Regierung liegt mit 40% tiefer. Bei den 14- bis 19-Jährigen ist die Besorgnis stark angestiegen, bleibt aber auf tieferem Niveau als bei Älteren. Eine grosse Mehrheit (82%) gibt an, sehr auf den Schutz der eigenen Privatsphäre zu achten. Die älteste und die jüngste Altersgruppe, Wenig-Nutzer und jene mit schlechten Fähigkeiten glauben interessanterweise am meisten daran, ihre Privatsphäre online kontrollieren zu können.

World Internet Project

Das World Internet Project (WIP) ist eine vergleichende Langzeitstudie und erfasst in 30 Ländern die Verbreitung und Nutzung des Internets im internationalen Vergleich und analysiert soziale, politische und ökonomische Implikationen der Netzentwicklung.

Das WIP-CH-Projekt wird von der Abteilung Medienwandel & Innovation des Instituts für Publizistikwissenschaft und Medienforschung (IPMZ) der Universität Zürich unter der Leitung von Prof. Michael Latzer seit 2011 durchgeführt und basiert auf einer repräsentativen telefonischen Befragung von 1121 Personen im Alter von 14 bis 84 Jahren, die im Mai/Juni 2015 vom LINK-Institut durchgeführt wurde. Mitglieder des Projektteams sind Moritz Büchi, Natascha Just und Noemi Festic.

Das WIP-CH-Projekt wird vom Dekanat der Philosophischen Fakultät der Universität Zürich und vom Bundesamt für Kommunikation (Bakom) unterstützt.

Alle Themenberichte sind auf www.mediachange.ch zum Download erhältlich.

Der Informationsjournalismus verliert die jungen Erwachsenen

foegfög – Forschungsinstitut Öffentlichkeit und Gesellschaft / Universität Zürich

 

Jahrbuch 2015 Qualität der Medien • Schweiz Suisse Svizzera

Der Informationsjournalismus verliert die jungen Erwachsenen
Junge Erwachsene im Alter zwischen 16 und 29 Jahren nutzen immer weniger Informationsmedien, die auf Hardnews setzen. Sie informieren sich stattdessen zunehmend über Social Media-Kanäle, in denen in erster Linie Softnews verbreitet werden, oder sie gehen als Informationsnutzer ganz verloren, weil sie ihre Zeit in Unterhaltungsangebote investieren.

Zu diesen Befunden kommt das fög – Forschungsinstitut Öffentlichkeit und Gesellschaft / Universität Zürich in seiner sechsten Ausgabe des Jahrbuchs Qualität der Medien. In diesem Jahrbuch veröffentlichte Nutzungsdaten aus einer Befragung, die in Kooperation mit dem Marktforschungsinstitut GfK seit 2009 jährlich durchgeführt wird, zeigen, dass der Informationsjournalismus nutzerseitig ein gravierendes Nachwuchsproblem hat. So nimmt im Zeitraum zwischen 2009 und 2015 der Anteil jener jungen Erwachsenen im Alter zwischen 16 und 29 Jahren deutlich ab, die sich regelmässig über professionelle Informationsangebote der Gattungen Presse, Radio oder Fernsehen informieren. Im Jahr 2015 geben beispielsweise bereits 56% der befragten jungen Erwachsenen an, nie eine Abonnementszeitung zu nutzen. 2009 lag der Wert noch bei 35%. Bemerkenswert ist, dass dieser Nutzungsrückgang traditioneller Informationsangebote nicht durch die Nutzung professioneller Online-Newsangebote kompensiert wird. Der Nutzungsrückgang traditioneller Newsangebote wird bei den jungen Erwachsenen also gerade nicht durch eine stärkere Nutzung professioneller Online-Newsangebote kompensiert.

In Social Media dominieren Softnews
Stattdessen informieren sich Junge zunehmend nur noch über alternative Kanäle, allen voran über Social Media, oder sie gehen als Informationsnutzer ganz verloren, weil sie primär Unterhaltungsangebote konsumieren. Der News-Konsum via Social Media geht mit einer erhöhten Nutzung qualitätsminderer Beiträge einher. Eine Analyse der viral in Social Media am meisten verbreiteten Medienbeiträge zeigt, dass es sich dabei überdurchschnittlich oft um unterhaltende, emotionsgeladene oder ereignisgebundene, d.h. wenig einordnende Kurznews handelt. Personen, die News via Social-Networks konsumieren, nehmen die Welt somit stärker über episodische Softnewsthemen wahr als Personen, die direkt professionelle Newsmedien ansteuern.
Digitalisierung schwächt die Informationsmedien finanziell
Diese Nutzungsverschiebungen in Richtung Online und Social Media sind Teil grösserer Umwälzungen im Schweizer Mediensystem. Die Digitalisierung und die Globalisierung wirken sich in mehreren Facetten auf die Schweizer Medien aus und tragen zur Strukturschwäche des Informationsjournalismus bei. Die Zahlungsbereitschaft für Online-News ist weiterhin gering, die Online-Werbeeinahmen bleiben weit hinter den Erwartungen zurück und die Aversion der Nutzer gegenüber Werbung auf Onlineplattformen ist ausgeprägt. In wachsendem Ausmass entwickeln sich die Werbemärkte zudem zu einer Domäne der globalen Tech-Giganten Google und Facebook, die neuerdings auch ins publizistische Geschäft vorstossen, um den digitalen Fingerabdruck ihrer Nutzer zu vervollständigen und so für die Werbewirtschaft noch attraktiver zu werden. Folglich vergrössern sich die Finanzierungsschwierigkeiten des Informationsjournalismus weiter. Die jüngste Kooperation
von Ringier, Swisscom und SRG auf dem Werbemarkt ist als Versuch zu werten, die Abwehrkräfte der hiesigen Medienanbieter gegen die vergrösserte Konkurrenz durch globale Anbieter zu stärken. Allerdings werden dadurch neue Gräben zu den anderen Schweizer Medienorganisationen aufgerissen, die nicht an dieser Kooperation partizipieren.

Wachsende Politisierung, wachsendes Feindbild SRG
In dem Masse, wie Informationsmedien in ökonomische Schwierigkeiten geraten, werden sie für wirtschaftliche und politische Einflussnahmen anfällig. In den letzten Jahren ist es Exponenten des nationalkonservativen Lagers vor allem in der Deutschschweiz gelungen, Pressetitel politisch neu zu positionieren (Weltwoche), zu erwerben (Basler Zeitung) oder Druck auf sie auszuüben (NZZ). Die Strukturschwäche der Informationsmedien hat nicht zuletzt auch die Debatte über die Medienpolitik in der Schweiz verändert. Auswertungen zur Medienberichterstattung über die Revision des RTVG-Gesetzes bestätigen, dass die nationalkonservative Kritik an der SRG erfolgreich breite Resonanz in den Medien erhält und dass mehrere private Medienorganisationen in ihrer Berichterstattung die SRG zum Hauptproblem für die gegenwärtige Strukturkrise der Informationsmedien stilisieren. Der einstige medienpolitische Konsens bricht auf, dass die kulturell vielfältige und als Kleinstaat einer besonders hohen Konkurrenz durch ausländische Medienanbieter ausgesetzte Schweiz sowohl einen starken öffentlichen Rundfunk als auch starke private Medienanbieter benötige.

Langfristig sinkende Medienqualität, aber auch positive Entwicklungen
Die Strukturschwäche im Informationsjournalismus wirkt sich messbar negativ auf die Medieninhalte aus. Unsere Zeitreihen zeigen bei den meisten der untersuchten Medientitel seit 2010 eine insgesamt sinkende Qualität. Unter dem finanziellen, personellen und zeitlichen Ressourcenmangel im Informationsjournalismus leidet die Einordnungsleistung am stärksten. Episodische News gewinnen an Bedeutung. Dadurch werden die Bürgerinnen und Bürger bei der Interpretation komplexer politischer, sozialer und ökonomischer Zusammenhänge immer häufiger allein gelassen. Allerdings kommt die Studie in einzelnen Aspekten auch zu positiven Befunden hinsichtlich der Medienqualität: Der öffentliche Rundfunk konnte den zweijährigen Negativtrend brechen und verzeichnet einen signifikanten Qualitätszuwachs. Auch das Privatfernsehen verbessert im Vorjahresvergleich seine Qualität merklich und egalisiert den besten Wert seit Beginn der Qualitätsmessung. Von den verschiedenen neu ins Mediensample aufgenommenen Medientiteln erreicht der jüngst lancierte Online-Titel watson.ch mit seiner Hybridstrategie (qualitativ hochwertige Beiträge werden ebenso bewirtschaftet wie aufmerksamkeitsheischende Beiträge von minderer Qualität) über alle Medientitel hinweg ein durchschnittliches Qualitätsscoring und ist im Vergleich mit den anderen untersuchten Online-Informationsmedien sogar überdurchschnittlich gut positioniert.

Untersuchungsanlage, Methodik und weiterführende Informationen
Die Untersuchung der Qualität der Medien vollzieht sich auf zwei Stufen. Erstens werden die Medienstrukturen – d.h. die Auflage bzw. die Nutzung, die Einnahmen und die Besitzverhältnisse der Informationsmedien in der Schweiz – untersucht. Im Jahre 2014 erreichen 149 Medientitel die für diese Untersuchung erforderliche Abdeckungsrate von 0.5% der Wohnbevölkerung pro Sprachregion. Von diesen Titeln werden in einem zweiten Schritt die 58 bedeutendsten Titel aller Mediengattungen (Presse, Radio, Fernsehen, Newssites) in den drei grossen Sprachregionen der Schweiz auf der Basis der Merkmale Vielfalt, Relevanz, Aktualität und Professionalität einer Qualitätsanalyse unterzogen.
Weiterführende Angaben zur Methodik und zum zugrunde liegenden Qualitätsverständnis und zur Finanzierung des Jahrbuchs finden sich auf www.foeg.uzh.ch.

Kontakt
fög – Forschungsinstitut Öffentlichkeit und Gesellschaft / Universität Zürich
Andreasstrasse 15
CH-8050 Zürich
Tel.  +41 (0)44 635 21 11
E-Mail  kontakt@foeg.uzh.ch

Jahrbuch 2015 Qualität der Medien • Schweiz Suisse Svizzera
Wozu dieses Jahrbuch? Das Ziel dieses Jahrbuchs ist die Stärkung des Qualitätsbewusstseins bei den Medienmachern und beim Publikum. Das Jahrbuch bildet eine Quelle für Medienschaffende, Akteure aus Politik und Wirtschaft, die Wissenschaft und für alle Interessierte, die sich mit der Entwicklung der Medien und ihren Inhalten auseinandersetzen wollen. Anstoss für das Jahrbuch bildet die Einsicht, dass die Qualität der Demokratie von der Qualität der medienvermittelten Kommunikation abhängt. Das Jahrbuch will einen Beitrag dazu leisten, dass die Qualität der Medien ein wichtiges Thema öffentlicher Kommunikation wird.
Wer zeichnet für dieses Jahrbuch verantwortlich? Das Jahrbuch wird herausgegeben durch das fög – Forschungsinstitut Öffentlichkeit und Gesellschaft / Universität Zürich (www.foeg.uzh.ch). Folgende Autoren sind am Jahrbuch 2015 beteiligt (in alphabetischer Reihenfolge): Christian Caspar, Urs Christen, Mark Eisenegger, Patrik Ettinger, Angelo Gisler, Lucie Hauser, Kurt Imhof †, Jörg Schneider, Mario Schranz, Linards Udris und Daniel Vogler.
Wer finanziert und unterstützt dieses Jahrbuch? Die Finanzierung für das Jahrbuch wird durch die gemeinnützige Kurt Imhof Stiftung für Medienqualität (ehem. Stiftung Öffentlichkeit und Gesellschaft) (www.oeffentlichkeit.ch) eingebracht. Der Stiftungsrat setzt sich zusammen aus: Christine Egerszegi-Obrist, Mark Eisenegger, Barbara Käch, Yves Kugelmann, Fabio Lo Verso, Dick Marty, Oswald Sigg und Peter Studer.
Die Stiftung verdankt die Mittel für das Projekt den folgenden Donatoren: Adolf und Mary Mil-Stiftung, Allreal Holding AG, Anne Frank Fonds, Credit Suisse Foundation, Die Schweizerische Post AG, Fidinam (fidinam.ch), Verband Interpharma, Paul Schiller Stiftung, Schweizerische Mobiliar Versicherungsgesellschaft AG, Stiftung für Qualitätsjournalismus Ostschweiz, Zürcher Kantonalbank und verschiedenen Einzeldonatoren.
Wo erscheint das Jahrbuch? Das Jahrbuch erscheint im Schwabe Verlag in gedruckter Form (ISBN 978-3-7965-3437-9) und als Online-Book (ISBN 978-3-7965-3438-6). Unter www.foeg.uzh.ch publiziert das fög laufend weitere Untersuchungen und kommuniziert deren zentrale Befunde. Daneben publiziert das fög unterjährig Studien und Reflexionen, die auf www.schwabeverlag.ch bezogen werden können.
Dieses Jahrbuch widmen wir dem verstorbenen Stiftungsratspräsidenten Prof. Dr. Kurt Imhof. Kurt Imhof war der Initiator des Jahrbuch-Projekts.

Impressionen vom 19. Schweizerischen Medienforschungstag

wemfAm 19. Schweizerischen Medienforschungstag stellte die WEMF werberelevante Konsumtypen in den Fokus und liess Experten zu diesem Thema zu Wort kommen.

Der etablierte Branchenevent war einmal mehr gut besucht. Rund 500 Profis von Medienhäusern, Media- und Werbeagenturen sowie Werbeauftraggeber nahmen am 9. September 2015 Event im Berner Kursaal.

Alle Bilder und Live-Mitschnitte der Tagung sind nun auf der WEMF-Website.

Der Nächste Event findet am Mittwoch, 12. Oktober 2016 im Kursaal Bern statt.